Seylech (Charles) Leuthard, Künstler des Lichts.

14. Dezember 2018

69. Eintrag, Brienzwiler

Eine kleine Adventsgeschichte

Neulich kam mein Sohn David abends ins Atelier. Wie so oft diskutierten wir über die entstehenden Kunstwerke. Unerwartet sah ich ihn oben links in der Ecke des Ateliers sitzen, ein kleines Zwergenmännlein, zufrieden lächelnd: Giaberuso.

Er war überrascht und etwas erschrocken darüber, gesehen und beim Namen genannt worden zu sein. Verblüfft sahen wir uns einige Sekunden schweigend an. Dann erzählte er, dass er aus Norditalien komme und auf der Durchreise über den Grimsel spätabends an unserem Haus vorbei gekommen sei.

Zwerge sind sehr wählerisch, wenn es darum geht, eine Bleibe zu finden. Er teilte mir mit, dass er bereits seit dem Spätsommer im Atelier verweile und mir oft beim Arbeiten zuschaue. Ihm sei unsere Liebe zur Natur aufgefallen, besonders mag er die brütenden Schwalben an unserem Dach, und der Naturgarten gefalle ihm auch sehr gut.

Zwerge sind nie untätig, wie wir Menschen haben sie eine Aufgabe. Giaberuso sagt, ein Zwergenmann müsse eine gewisse Zeit in seinem Leben Menschen dienen. Er habe sich entschlossen, diesen Dienst bei uns zu erfüllen und bleibe für die nächsten zwanzig Jahre. Er sei jetzt 286 Jahre alt und in seinen besten Jahren.

Inzwischen hat er seinen Platz gewechselt zum Naturkunstwerk an der Wand und sitzt vorne auf dem Ast. Mir fällt auf, dass er – für ein Zwerglein unüblich – keine rote Zipfelmütze, sondern eine grüne trägt. Als ich ihn darauf anspreche, vermittelt er mir betreten, dass er darüber nicht sprechen wolle, es habe mit etwas Unerfreulichem aus seiner Vergangenheit zu tun…