Seylech (Charles) Leuthard, Künstler des Lichts.

21. August 2012

9. Eintrag, Brienzwiler

Ein wenig von allem ist oft gut genug – oder auch zuviel, besonders wenn die Tage so heiss sind wie jetzt. Das Atelier wird zur Sauna, und der Schweiss tropft auf Leinwand und Ölfarben. Ich mag diese Form von Hitze nicht. Mein Gemüt ist gereizt und angespannt.

Trotzdem bin ich voller Ideen und Schaffenskraft. Ich geniesse die Kombinationen von Holz, Kristall und Gold. Skulpturen und Wandobjekte mit fliessenden Bewegungen erweitern und kühlen meine Sinne. Ich arbeite intensiv und bin oft mit zwei bis drei Werken gleichzeitig beschäftigt. Der Morgen ist reserviert für Ölbilder, der Nachmittag für Skulpturen.

Nach dem morgendlichen Dinkelbrei und dem anschliessenden Spaziergang mit unserem Hund Jenny ist es für mich ein Privileg, klassische Musik aufzulegen und ganz darin aufzugehen. Mit gelben Farbtönen ganz in die Klänge und Symphonien einzutauchen und das Abenteuer zu erleben, Klänge sichtbar werden zu lassen. „Klangbilder“ nenne ich sie.

Zwanzig sollen es am Schluss sein, alle in Gelbtönen, und deren drei sind schon entstanden: „An den Quellen“ von Friedrich Smetana, „Adagio g-Moll“ von Tommaso Albinoni und „Morgenstimmung“ von Edvard Grieg. Für das vierte Bild werde ich das Menuett A-Dur von Luigi Boccherini nehmen.

Man fragt sich vielleicht, warum denn schon wieder alle Bilder in Gelbtönen? Ganz einfach, weil noch so viel Gelb in mir ist. Das raus will, raus muss, sich zeigen will, wild, aufbäumend, mystisch, sanft und still, eben ein riesiger, gelber Fluss, dem es ein Bedürfnis ist, frei zu fliessen – in die Herzen der Menschen.

Ja, in der Malerei erlebe ich Grenzenlosigkeit und Freiheit – nirgends sonst so intensive.